Siziliens Naturschönheiten und Mythologie
Das Land der Vulkane
Ein Reisebericht über die Kultur- und Wanderreise
vom 06. bis 15. Mai 2017
Erster Tag: Mitten in der Nacht Start, um rechtzeitig gegen 4 Uhr Früh am Flughafen Stuttgart einzutreffen. Nach Passkontrolle und Leibesvisite warten bis zum Check-in. Pünktlicher Start und Landung in Catania. Über den Alpen bewölkt, keine Sicht.
Bunt, aufregend, dynamisch und quicklebendig, wirtschaftlich den anderen Inselstädten um Längen voraus – die eine Seite von Catania. Die andere sind ausgedehnte Trabantenstädte, finstere Ecken und eine extrem hohe Kriminalitätsrate. Dennoch ein interessante spätbarocke Stadt, die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Gleich nach der Ankunft führt uns Arturo durch die Stadt, deren Wahrzeichen der Brunnen des Elefanten ist. Entlang der Via Alcal geht‘s zur Kathedrale bei der Piazza Duomo. Der Domplatz ist mittlerweile für den Verkehr gesperrt, zum Unmut vieler Catanesi. Weiter zur Piazza Stesicoro, hier liegt das historische Zentrum Catanias, mit den Überresten eines römischen Amphitheaters. Auf dem antiken Markt, umgeben von alten Palazzi, herrscht zwischen den Ständen ein hektisches Treiben wie auf einem orientalischen Markt. Die Händler preisen jeden Tag lauthals im catanesischen Dialekt ihre Ware an. Von Südfrüchte über Fleisch, Fisch aller Größen (sogar Schwert- und Thunfisch), Schnecken, über Gemüse und auch Nippes. Ein faszinierendes buntes Treiben, man kann sich nicht satt sehen. Von der Via Teatro Greco (griechisches Theater) weiter zum Castello Ursino. Das Kastell, gegründet von Kaiser Friederich II. im 13. Jahrhundert, ist seit 1255 quellenkundlich als Castrum ursinum (Bärenkastell) belegt. Zwischen 1239 und 1250 vom Baumeister Ricardo da Lentini auf den Grundmauern einer normannischen Befestigungsanlage des Hafens von Catania errichtet. Die Ähnlichkeit im Grundriss des Kastells in Catania mit den übrigen friderizianischen Festungen Siziliens ist offensichtlich. Trutzig steht das Kastell nun fast mitten in der Stadt. Letzter Besichtigungspunkt ist das Teatro Massimo Bellini, das am 31. Mai 1890 mit der Oper Norma eröffnet wurde. Leider bröckelt auch hier die Fassade.
Nach diesem ersten beeindruckenden Sehenswürdigkeiten führt die Reise mit dem Bus quer durch das Inselinnere, einer fassettenreichen und furchtbaren Landschaft, zum ersten Standquartier, dem Landhotelhotel „Villa Dafne“, unweit bzw. unterhalb der Stadt Alia.. Das Hotel ist rustikal und gemütlich eingerichtet, die Küche schmackhaft, das Personal freundlich, ein Pool vorhanden. Die Anlage liegt auf einem auslaufenden Hügelsporn mit freier Sicht in allen Richtungen.
Nach Einchecken, Zimmerbezug, einem schmackhaften, reichhaltigen Abendessen, bei Wein und Wasser, eine Überraschung. Eine junge, hübsche Sängerin und ein smarter Akkordeonspieler warten mit sizilianischem Gesang und Musik auf Ein netter Abschluss für einen langen mit vielen Eindrücken ausgefüllter ersten Tag. Alle sind bereit für die Nachtruhe.
Zweiter Tag: Kurze Nacht. Schon ab 7 Uhr Frühstück und um 8 Uhr Abfahrt zum „Riserva Naturale Orientata Monte Cammarata“. Das Naturreservat wurde im Jahr 2000 eingerichtet mit einer Fläche von 2049 ha. Durch die teilweise natürliche, teils durch Wiederaufforstung entstandene Waldgebiet und Felsvegetation, konnte sich die Natur erholen und es siedelte sich die ursprüngliche Flora an. Ginster und ein Meer von Blumen, soweit das Auge reicht. Nach einer etwa 1-stündigen Anreise beginnt der erste Wandertag unter der Führung von Salvadore Junior, ein Neffe der Reiseleiterin Eve Bellina,.mit bezaubernden Wegen, verbunden mit Wäldern aus Koniferen und Eichen, Düfte und Wohlgerüche bereichern den Aufstieg auf den Monti Sicani. Zunächst auf einem Forstweg, danach über bizarre Felsformationen erreicht die Gruppe den höchsten Punkt der Tour, den Pizzo della Rodine in 1246 m Höhe. Ein paar weniger Geübte wartet etwas unterhalb. Das vermeidlich passiert! Eines der Gebote in den Bergen lautet: „Willst du etwas sehen, bleibe dabei stehen“! Ein Teilnehmer missachtet dieses Gebot und prompt stolpert er an einem Stein, fällt und verletzt sich. Es blutet stark, die Hose sieht aus, wie vom Schlachter. Es sieht schlimmer aus als es ist. Zum Glück! Ungeachtet dessen wird die unglaubliche Landschaft, das Bilderbuchpanorama mit Blick über das mittlere Sizilien genossen. Der Blick zum Ätna ist wegen diesigem Wetter nicht möglich, als Ersatz unmittelbar die Sicani-Bergkette, benannt nach den Ureinwohnern Siziliens, den Sicani. Der Abstieg, ein Abenteuer, der manchem Teilnehmer den Puls höher schlagen lässt. Nachdem die Gruppe wieder vereint ist, führt der Weg steil bergab. Plötzlich, mitten im Wald, das Ende. Keine Spur des Weiterweges, nicht nach links oder rechts, nicht nach unten oder oben. Salvadore ist wege- und ratlos. Panik kommt nicht auf, jedoch leichte Nervosität bei einigen Teilnehmern. Letztendlich taucht Salvadore Senior auf um die Gruppe in die Zivilisation zurück zu führen. Junior-Salvadore hat seinen Vater per Handy um Hilfe gebeten. Doch auch der Senior findet nicht sofort aus dem Urwald heraus. Irgendwann ist es doch geschafft und beim Abstieg entdeckt man die Spuren der Sicanis. Wie aus der Bronzezeit rekonstruierte Siedlungen, trockengemauerte sizilianischen Rundhütten der Einsiedelei Quisquintana. Verspätet, müde aber glücklich wird der Grillplatz Buonanotte erreicht. Schon wieder eine Überraschung! Familienmitglieder von Eve und der beiden Salvadores haben an mehreren Tischen Spezialitäten und Köstlichkeiten Siziliens platziert auch Wein und Wasser waren reichlich vorhanden. Alles aus eigener Küche oder eigenem Garten. Nach dieser anstrengenden Bergtour kam ein Gefühl wie im Schlaraffenland. Fast zu viel des Guten. Denn am Abend im Hotel wird wieder üppiges mehrgängiges Menu aufgetragen.
Dritter Tag: Niemand murrt über das zeitige Aufstehen, Frühstücken und Starten. Jeder ist gespannt, was kommt heute auf mich zu. Ziel, das Naturschutzgebiet „Rocca Busambra“, gegründet 1991, um den Wald von Ficuzza, das Bergmassiv der Rocca Busambra, den Cappellierre-Wald und die Umgebung von Gorgo del Drago zu schützen. Der Wald von Ficuzza gehört zu den schönsten ganz Siziliens und wird von den Wanderer völlig eingesogen. Neugierige Rinder begleiten die Gruppe bei dem sanftem Aufstieg durch die Überreste der Wälder des einstigen „Königlichen Landguts Ficuzza“, das als Jagdgebiet für König Ferdinand IV: von Bourbon angelegt wurde. Das Jagdschloss wurde erst kürzlich renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vorher wird ein Steinblock getestet, der aussieht wie ein Königsstuhl. Die Chronik erzählt, dass dies der Jagdstuhl des Königs gewesen ist. Im Schatten des Märchenwaldes, vorbei an Eichenbäumen geht es auf den Spuren des Bourbonenkönigs Ferdinand IV. nach Ficuzza. In der Antica Statione, Rekonstruktion eines ehemaligen Bahnhofs, erwartet die Wanderer eine kleine Verköstigung. Ehrlicherweise müsste man sagen. „Selbstmord mit Messer und Gabel“. Auf der Rückreise ein Zwischenstopp in Palermo, Siziliens Hauptstadt. Die Metropole vereinigt in sich alle Fragwürdigkeit, alles Elend, aber auch alle Farbenpracht und Vielfalt der Insel. Palermo. Gleichgültig wie man zu der Stadt steht, eine spezielle Faszination. Die Faszination des ersten Verunfallten besteht darin, dass dieser zunächst eine Apotheke aufsucht, um sich die Wunden von der ersten Wanderung lecken zu lassen, anders ausgedrückt. Desinfizieren und verbinden zu lassen, während die anderen eine Dombesichtigung vorziehen. Während der Stadtbesichtigung folgt man den Spuren der Geschichte mit dem Rundgang bei der Porta Nuowa. Das kuriose Stadttor neben dem Palazzo die Normani entstand im 16. Jh. Vorbei am Palazzo Reale, der Parkanlage Villa Bonamo, durch enge und quirlige Gassen in die historischen Altstadt. Der byzantinische, der arabische und der normannische Einfluss hat das Stadtbild von Palermo tief geprägt. Zum Abschluss der Stadtführung ein Besuch in der Kathedrale von Palermo, in der die Familie des Staufenkaisers Friedrich II., sein Vater Heinrich VI., seine Mutter Constanze Altavilla und Roger II. in Sarkophagen liegen. Auf der schon bekannten kurvenreiche Strasse zurück ins Hotel.
Vierter Tag: Bis zum Start ins neue Ziel die übliche Prozedur, heute das Naturschutzgebiet Monte Catalfano und Solunto. Nicht weit entfernt von Capo Zafferano, einem ins Meer ragenden Felsblockes, befindet sich das Naturschutzgebiet. Über einen befestigten Weg geht es hoch über die Vignazza, einem ehemaligen Weinanbaugebiet in Form eines Amphitheaters, immer wieder mit traumhaften Blick nach unten zum Thyrrenischen Meer und durch ebenso traumhafter Flora. Einige Botaniker unter der Gruppe geben Auskunft darüber. Weiter nach oben, ein Maultierpfad zum Monte Catalfano. Hier erwartet ein herrliches Panorama zum Capo Zafferano, Berge und Meer. Während der Vesperpause Blicke zu Monti di Calamigna und dem Vorgebirge S. Calogero auf der rechten Seite, links reicht der Blick bis Palermo und zum Monte Pellegrino (erinnert an das Mineralwasser aus San Pellegrino aus der Provinz Bergamo). Auf dem Kamm des Monte Catalfano führt die Wanderung Richtung Solunto. Vorbei an duftenden Pflanzen, wie Erika, Orchideen, wilde Nelken, Aleppokiefer, Zwergpalmen und der hier heimischen Pionierpflanze, dem Disgras. Ziegen am Wegesrand, die reinsten Kletterkünstler und Akrobaten. Mit den Hinterbeinen stellen sie sich auf und mit den Vorderbeinen, als ob sie Arme hätten, umklammern sie die hochgewachsenen Stengel des ……………um an die Blüten zu naschen. Nach dem langen und steinigen Abstieg wird das entzückende Fischerdorf Porticello erreicht, das schon von hoch oben entdeckt wird. Mit dem Bus geht’s zur Ausgrabungsstätte von Solunto – die Stadt der Phönizier. Durch das archäologische Museum betritt man die Ausgrabungsstätte. Im Museum Keramiken aus dem 4. Jh. bemalte Wände und Kapitelle aus der römisch- griechischen Zeit. Solunto wurde von den Phöniziern im 6. Jh. v. Chr. gegründet. 397 v. Chr. von Dionysios dem Älteren erobert und fast vollständig zerstört. Bei der Ausgrabung ist eine Stadt zum Vorschein gekommen, deren Anlage aus dem 4. Jh. stammt, völlig hellenisiert. Die Stadt mit weitläufigen Ruinen erstreckt sich in fantastischer Aussichtslage. Man findet gut erhaltene Mosaikböden, Zisternen, einen Altar punischen Typs, aber auch die schachbrettartige Anordnung der Stadt, kennzeichnend für die damalige Zeit. Die Wohnhäuser mit Innenhof. In einigen Häusern Wandmalereien, insbesondere im „Haus der Leda“. Leda, Geliebte des Zeus, der ihr in der Gestalt eines Schwanes näherte. Im Hintergrund der antiken Stadt ein kleines Amphitheater.
Wieder ein ausgefüllter Tag, bespickt mit einer teils anspruchsvollen Wanderung und mit reichlich antiker Kultur.
Fünfter Tag: Das heutige Ziel: Cefalú. Schon die Anfahrt sehr reizvoll. Cefalù wird praktisch mit dem Bus umrundet, wie auch der 270 m hohe Rocca di Cefalù. Zum Aufstieg auf den Rocca reicht die Zeit leider nicht, jedoch der Stadtbummel ist empfehlenswert. Klar abgegrenzt von den neueren Ortsteilen drängt sich die pittoreske Altstadt mit ihren gepflasterten Gassen und engen Bogendurchgängen zwischen dem Meer und dem wuchtigen Rocca. Neben dem gigantischen Klotz schrumpft selbst der mächtige Normannendom, der im Ortskern alles überragt, eine Besichtigung ist selbstverständlich, wie auch ein Bummel durch das Städtchen und einer Einkehr in einem Straßenrestaurant. Ein reizvoller Weg führt zwischen den Altstadthäusern und dem Meer, um Felsbrocken herum. Leider wird dieser Weg einer Teilnehmerin zum Verhängnis. Irgendwie und irgendwo stolpert und fällt sie, verletzt sich im Gesicht und an der Brust. Zum Glück auch hier, sieht schlimmer aus als es ist. Bei der Rückfahrt zum Hotel die Feststellung, es ist schon Halbzeit der Reise.
Fortsetzung folgt.
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